Ganz oft werde ich um Rat gefragt, wenn es ums Stricken geht. Und manchmal denke ich, dass diese Frage wohl viele Menschen haben und dann eventuell verzweifeln oder aufgeben – warum also nicht auch mal öffentlich über Dinge nachsinnieren?
In diesem Fall wurde ich gefragt, ob ich das Problem kenne, dass Sockentabellen nicht die Größe ergeben, die sie versprechen. Ums kurz zu beantworten: nein, das Problem habe ich normalerweise nicht.
Ich stricke meine Socken nach den Standardtabellen; davon gibt es ja viele. Ein bisschen aufpassen muss man natürlich, dass man auch wirklich nach der Tabelle strickt, die der aktuellen Garnstärke entspricht und nicht aus Versehen verrutscht und in der Tabelle für 6-fach Wolle schaut, obwohl man gerade Standard-Sockenwolle mit 420m / 100g verstrickt.
Wenn das schon mal geklärt ist und Socken einfach zu groß oder zu klein werden, obwohl man sich penibel an die Tabelle hält – dann passt einfach die Maschenprobe nicht. Natürlich kann man jetzt eine Maschenprobe für Socken machen – schaden kann’s natürlich nicht. Man kann es sich aber auch leichter machen, denn eigentlich hat man die gerade passende Maschenprobe schon in der Hand, wenn man an der Socke strickt.
Insbesondere wenn man eine neue Spitze ausprobieren will, eine, die vielleicht nicht der Standard-Spitze in den Tabellen entspricht, dann kann man das Dilemma „wann muss ich mit der Spitze beginnen?“ auch so lösen:
Man rechnet kurz aus, wie viele Reihen denn die Spitze so hat.
Ein Beispiel:
Ich stricke Spitzen für meine 60-Maschen Socken gerne so: 3 mal Abnahmen alle 3 Runden (=9 Runden), 3 mal Abnahmen alle 2 Runden (=6 Runden), 6 mal Abnahme jede Runde (=6 Runden) – macht also insgesamt 21 Runden, die ich für die Spitze veranschlage. Wenn ich die Spitze in Kontrastfarbe stricke, kommt bei mir noch eine weitere Runde dazu: die erste Runde stricke ich dann ohne Abnahmen in der neuen Farbe.
Jetzt nehme ich meine Socke zur Hand. Ein Stück Fuß muss zu dem Zeitpunkt schon gestrickt sein, sonst funktioniert der Trick nicht: mit zwei Maschenmarkern markiere ich die gleiche Anzahl Reihen, die ich auch für die Spitze brauche. In meinem Fall sind das also 21 Reihen. Dann benutze ich das Maßband und ermittle, wie lang diese Strecke ist. Wenn das Ergebnis zum Beispiel 5,5 cm ergibt, dann weiß ich, dass ich 5,5 cm bevor ich die endgültige Fußlänge erreiche, mit der Spitze beginnen muss.
Bei fremden Füßen hilft zur Ermittlung der Fußlänge natürlich wieder die Tabelle. Bei Füßen, die man ab und zu mal tatsächlich sieht, kann man natürlich auch selbst einmal messen (es ist erstaunlich, wie viele Menschen falsche Schuhgrößen tragen!). Zum Messen empfiehlt es sich, das Opfer auf ein Papier zu stellen, die Füße mit dem Bleistift zu umranden und dann die Strecke von Ferse bis zum längsten Zeh zu messen.
Tatsächlich wende ich diese Methode immer dann an, wenn ich eine andere Nadelstärke als üblich verwende – zum Beispiel weil die Sockenwolle sehr dünn ist oder ich ein Muster stricke, das sehr viele Maschen hat und mir mit meinen Lieblingsnadeln zu weit werden würde.
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